Wenn spielen in Arbeit ausartet

Ich bin ein Gamer. Dachte ich zumindest mal. In letzter Zeit begegnen mir aber immer wieder Spiele, die mich überfordern. Und das gar nicht mal, weil ich sie zu schwer finde, sondern weil sie mir zu kompliziert sind.

Die Entwickler müssen sich in der heutigen Zeit immer wieder gegenseitig überbieten. Mit verrückten Ideen, besonderen Ansätzen oder mit schierem Umfang. Dieser Trend führt dazu, dass moderne Produkte darauf ausgelegt sind, den Kunden über einen sehr langen Zeitraum zu beschäftigen. Wenn wir eine normale Spielzeit von, ich sag jetzt einfach mal, 15 Stunden, nehmen und durch den Preis dividieren, bekommen wir ein viel besseres Verhältnis als beim Kauf einer DVD oder Blu-ray.

Wir sehen, man bekommt trotz des Preises eines neuen Spiels von 50-70 € viel geboten. Das liegt manchmal tatsächlich daran, weil es verdammt viel im Spiel zu erledigen gibt. Spiele, die vor Komplexität und Einfällen nur so strotzen. Diese Schwergewichte sollen uns über 30, 50 oder sogar über hunderte Stunden beschäftigen. Und das schaffen sie auch. Wenn man sich darauf einlässt.

Leider bemerke ich bei mir, dass mir solche komplexen Werke so gar nicht mehr liegen. Ich bin gar nicht mal so sicher, ob das nicht schon immer so war und ich es jetzt erst bemerke aber so sieht’s heute aus: Ich will bei einem Spiel nicht zu sehr nachdenken müssen. Das heißt jetzt nicht, dass ich ein Holzkopf bin und nur blind drauf los stürmen will. Aber ich sehe Spiele nun mal als eine Entspannung an. Als Teil des Feierabends. Wenn man relaxen will und sich entspannt und dies tut, indem man eine tolle Geschichte mit super Gameplay in einer großartigen Welt erlebt. Aber es ist und bleibt ein Spiel und als solches sollte man es auch recht fix kapieren. Meistern ist eine andere Sache.

Heute ist es mir nur wieder bei Deus Ex: Human Revolution aufgefallen, welches ich nach sehr kurzer Spielzeit wieder fallen lassen werde, weil es mir schon in dieser kurzen Anfangsphase zu unüberschaubar ist. Das mag vielleicht etwas albern klingen aber ich will wirklich verstehen, was abgeht, anstatt einfach nur Erfolg zu haben. Ja, ich kann jetzt Türen hacken aber kapiert, wie das funktioniert, habe ich nicht.

Das ist für mich ein sehr trauriger Augenblick, wenn ich merke, dass mich der Umfang und die Komplexität eines Spieles davon abhalten, es weiter zu spielen. Und bei Deus Ex ging es nicht nur um das Hacken. Und Hacken an sich ist jetzt auch nicht so dramatisch – in Bioshock hat mich das auch nicht gestört (auch wenn das jetzt ein mieser Vergleich ist).

So gibt es in letzter Zeit leider einige Spiele, die ich wegen diesem Aspekt fallen lassen musste. Streng genommen haben sie mich überfordert, weil sie zu viel von mir verlangt haben, mich zu sehr beanspruchten. Wenn ich frei habe, möchte ich mich ungern komplizierten Sachverhalten stellen, um im Spiel weiterzukommen. Das habe ich extra so betont, denn in Filmen macht mir sowas nichts aus.

Neben eben jenen Spielen, die ich nicht weiterspielen konnte, gibt es aber auch zahlreiche Games der erst kürzlich vergangenen Zeit, die ich sehr gerne und auch lange gespielt habe. Es ist ja nicht so, dass mir heute nichts mehr gefällt. Ich habe z.B. Sleeping Dogs sehr genossen und die Spielwelt auch ausführlich erkundet, anstatt mich nur auf die Hauptstory zu beschränken. Ebenso hat mich Dead Island gefesselt, obwohl ich hier strategisch auf den Verschleiß meiner Waffen achten musste. Mit Bioshock Infinite hatte ich auch sehr viel Spaß, obwohl es storytechnisch sehr komplex ist, doch das ist wieder eine andere Art von Komplexität. Borderlands 2 war für mich das Spiel des Jahres und beanspruchte mich bis jetzt für deutlich über 100 Stunden. In Skyrim habe ich sogar 200 Stunden verbracht.

Ich komme also zum Schluss, dass ich mit Spielen entspannen will, anstatt endlos gefordert oder im Regen stehen gelassen zu werden. Ich will es starten und Spaß haben und nicht erst ein Handbuch auswendig lernen müssen. Das hat übrigens nichts mit dem Schwierigkeitsgrad zu tun.

Nachtrag
Eine wichtige Sache habe ich ausgelassen oder besser gesagt vergessen. Das extra erwähnte Deus Ex: Human Revolution ist bei mir von der Anfangskomplexität her unten durch, weil es dem Spieler von Anfang an zu viel zumutet. Dinge, die man sonst über den gesamten Spielverlauf lernen würde, werden einem hier von Anfang an aufgetischt. Ähnlich war es auch bei Prototype, wo man extrem schnell unglaublich viele Upgrades kaufen konnte und auch musste, um eine Chance zu haben. Das war einfach zu viel des Guten, zu viel mit einem Schlag. Abgesehen davon ist mir Prototype auch vom Schwierigkeitsgrad zu schwer.

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