Meine subjektive Analyse zum Album „Evolution“ von Disturbed

Was jetzt folgt, ist eine subjektive Analyse zum Album „Evolution“ von der Band Disturbed. Steht ja auch so im Titel. Hm. Egal.

Ich habe mir die Zeit genommen, das komplette Album zu hören und fühle mich erstmalig dazu verpflichtet, meine Meinung dazu wiederzugeben. Nach jedem Lied habe ich eine Pause eingelegt und den entsprechenden Absatz geschrieben. Meine Eindrücke zu den jeweiligen Liedern stammen zumeist aus dem ersten Anhören.

Ich bin langjähriger Fan und mag die harten Sounds. Das sollte von Anfang an klar sein.

Are You Ready

Das erste Lied des Albums startet toll. Das ist immer ein wichtiger Punkt – wie beginnt das Album? Hier bekommen wir ein Gitarrenstakkato, das sich im späteren Verlauf auch fortsetzt. Bevor wir überhaupt das erste Mal den Refrain hören, sind zwei Strophen mit einer unique Bridge vergangen. (Sorry, ich kann es nicht anders ausdrücken. Wenn meine Formulierungen hochgegriffen klingen, dann nur, weil ich unbeholfen bin. Eigentlich hab ich keine Ahnung.) Dieser Umstand sorgte dafür, dass ich beim ersten Anhören gar nicht so recht mitbekommen habe, wo oder was der Refrain überhaupt ist.

Das ist aber nicht schlimm – der Beat reißt mich mit und hat den klassischen Disturbed-Sound. Wir bekommen auch etwas Gesang im Background zu hören, wie es sich auch im Musikvideo bestätigt. Also ganz einfach: eine tolle Nummer. Wär toll, wenn das ganze Album so geht.

No More

Mehr Disturbed-Sound! Die Melodie ist extrem eingängig. Der Gesang hat eine tolle Tonfolge und geht sofort ins Ohr. Der Beat dazu ist simpel und pumpt schön vor sich hin und unterstützt im späteren Verlauf den etwas langsameren Gesang. Die Töne im Gesang sind etwas länger gezogen als erwartet aber der Beat treibt das gut vorwärts. Die Bridge ist erfüllt von einem wunderbar fetzigen, harten Bass.

Nach dem Refrain bekommt man sogar den Titel des Lieds mehrmals hintereinander, was jedem Fan das Mitsingen extrem erleichtert. Ich finde immer, das bringt eine gewisse Zugehörigkeit mit sich. Wirklich toll gemacht! Abseits davon ist der Text gut und gerade die letzte Textzeile im Refrain geht gut rein, man versteht sehr deutlich, was gesagt wird.

Schlussendlich bleibt zu sagen, dass es mir wie ein Lied von unter drei Minuten vorkam, doch es geht fast vier. Das ist toll! Ich wünschte, es wäre noch länger!

A Reason To Fight

Tja, das war’s mit dem klassischen Sound. Schon das dritte Lied startet sehr leise mit einer Akustikgitarre. Das an sich wäre mal ein interessantes Intro, wenn sie trotzdem fix und dem eigentlichen Stil, den ich von Disturbed gewohnt bin, entspräche. Tut sie leider nicht. Sehr langsam, sehr wenige Töne. Plinkelt etwas vor sich hin.

Der Gesang startet und er ist sehr weich. Das Raue, was wir vom Sänger David eigentlich kennen, ist hier gar nicht vorhanden. Keine Ahnung, ob er sich anstrengen muss, damit es nicht zum Vorschein kommt oder ob das mit der Lautstärke zu tun hat. Joe Cocker könnte das nicht. Egal. Es klingt einfach untypisch, wirkt zu hoch und er ist alleine an der Stimme kaum zu erkennen. Das, was ihn sonst ausmacht, ist einfach nicht da. Zudem ist der Text relativ Mainstream und ist an sich vorhersehbar. Wir hören hier einfach Phrasen, die schon tausendmal benutzt wurden.

Der Refrain führt dann einen richtigen Bass, die E-Gitarre und ein Schlagzeug ein, letzteres bleibt in der zweiten Strophe bestehen. Der Refrain ist tatsächlich gut. Hier kommt Davids Stimme wieder so zum Vorschein, wie man es erwartet. Ich finde trotzdem, er wird zu schnell zu hoch. Vielleicht hat er was neues gelernt und will es unbedingt zeigen.

Nach dem zweiten Refrain nimmt die Bridge dann etwas Fahrt auf. Das ist bei Disturbed eigentlich immer so – zwei relativ gleiche Strophen, zwei Refrains und dann eine unique Bridge, die alles etwas aufmischt. Ist hier auch so, wird aber nicht ganz so hart, wie ich es gerne hätte. Trotzdem gut.

In der Vergangenehit wäre dieses Lied eines der oder das letzte auf einem Album gewesen, um den Zuhörer etwas zu beruhigen und den Puls zu senken. Dass es hier schon so früh auftaucht, ist ungewöhnlich. Auch dieses Lied wirkt kürzer als es ist und das, obwohl es fast fünf Minuten läuft. Overburdened vom Album Ten Thousand Fists ist auch so ähnlich in diesem Punkt, nur das ist noch länger. Weiterer Unterschied: Overburdened hat die ganze Zeit treibenden Bass. Hier im neuen Lied fehlt das leider.

Also: Es klingt etwas untypisch und durch die sehr leisen Passagen muss man sich etwas kämpfen aber der Refrain holt das wieder auf. Nicht mein Lieblingslied aber geht in Ordnung.

In Another Time

Ok, ein Wort, um dieses Lied zu beschreiben: überraschend. Und das ist wirklich gut!

Es startet alles sehr ungewohnt mit Synth-Sounds und Synth-Drums. Das geht plötzlich sehr weich in den akustischen Sound von einem echten Schlagzeug über, die Instrumente setzen ein und nach wenigen Sekunden im Lied haben wir einen richtig geilen Sound! Dann kommt sofort die nächste Überraschung: E-Gesang. Oder wie nennt man das, wenn der Gesang irgendwie verzerrt wird und wie mit zu niedriger Bitrate klingt? Dazu gesellen sich bisweilen undefinierbare Synths. Passt aber echt gut. Akustische Instrumente kommen nicht zu kurz!

Die Strophe ist sehr kurz, wahrscheinlich muss man den E-Gesang mit einbeziehen, doch in dieser Sequenz klingt alles eher wie ein Haufen Instrumente. Ich kann mich dem Eindruck nicht erwehren, der Gesang wäre in diesem Part eher ein Instrument. Die Bridge zum Refrain hat selber zwei Strophen und ist länger als die eigentliche Strophe. Dadurch gibt es öfter Wiederholungen im Lied und auch längere. Zieht halt den Refrain etwas in die Länge, in dem sich der Gesang wieder etwas von den Drums treiben lässt. Bedeutet: etwas langsamerer Gesang mit langen Tönen, die die schnelleren Drums schneller wirken lassen. Was soll ich sagen – funktioniert.

Nach dem Refrain bekommen wir schon wieder E-Gesang und es ist einfach immer wieder überraschend. Ich kann es nicht oft genug sagen. Aber mir gefällt es. Die Mini-Bridge unmittelbar vor dem Refrain ist sehr geil und erinnert mich an das erste Lied des Albums. Könnte schlimmer sein. Später gibt es dann sehr plötzlichen abgehackten Gesang und unterbrochene Drums im letzten Refrain. So etwas liebe ich, weil es den letzten von den vorherigen abhebt.

Wie schon in No More wird der Titel immer wieder direkt gesungen, was aufgrund des deutlich längeren Titels hier aber eine Spur nervig wird. Es ist bei weitem nicht so cool, wie es sein könnte. Aber: Klassischer Disturbed-Sound mit interessanten Synth-Sounds gemischt. Das alles in wirklich gut erträglichem Maß. Wirklich gut und: überraschend!

Stronger On Your Own

Der Titel klingt nach einer Katastrophe in Balladenform. Aber die erste Sekunde hat sofort ein dreckiges Intro und harte Drums zu bieten. Der Flow ist sehr geil und treibt den Zuhörer richtig mit sich. Der Text ist sehr deutlich zu verstehen, unterdrückt die Instrumente aber nicht. Bisweilen wirkt es eher wie Sprachgesang und das passt echt gut zusammen. Sehr interessant fand ich, wie bei manchen Zeilen der Gesang ein bis zwei Silben länger als erwartet ist und sich etwas Zeit von der nächsten zeile klaut. Ihr versteht, was ich meine, wenn ihr das Lied selber anhört. Sehr cool gemacht.

Der Bass wirkt immer wieder wie Explosion mit Nachhall, dann plötzlich wie ein schwarzes Loch. Ich kann es nciht anders beschreiben aber es klingt, als würde man vom Bass eingesaugt werden. Sehr schöner Effekt, den ich gerne öfter hören würde.

Wieder ist die E-Gitarre dem ersten Lied des Albums in Teilen sehr ähnlich. Hier zeigt sich, dass „Are You Ready“ alles enthält, was Disturbed braucht. Einige der Lieder, die ihren Sound haben, erinnern sofort an dieses Lied. Zwischendurch gibt es Schreie im Hintergrund, die langsam ausklingen und es gibt eine Birdge mit undefinierbarem Sprachgesang, der irgendwie sehr vorwurfsvoll klingt.

Alles in allem ein rundes Paket.

Hold On To Memories

Na wenigstens dachte ich mir bei dem Titel schon, was kommt und lag dieses Mal richtig!

Boah. Das war langweilig!

Das Intro hat natürlich wieder die Akustikgitarre im Gepäck mit lahmen Riffs, dazu kommt noch eine zweite Gitarre (wer weiß, wer die spielt) und es klingt nach tropischem Strandurlaub. Meine Gedanken waren Lemmings 2 in der Strandwelt und Rayman. Diese beiden Spiele zusammen ergeben den Gitarrensound in diesem Lied. Wenn man denkt, die Drums setzen ein, wird die Gitarre für eine Bewegung etwas doller gespielt. Also der Ton wird lauter. Als die Drums dann endlich einsetzen, hatte der Drummer scheinbar ein kaputtes Fußpedal. Der Bass fehlt. Wo ist er hin?? Als hätte die Bassdrum einen handflächengroßen Durchmesser. Was ist passiert??

Abseits vom fehlenden Bass in den Drums (und ich habe sehr bassstarke Kopfhörer – ich merke, wenn da was ist!) klingen die Drums bisweilen auch langweilig. Wie von einem Anfänger in einer Drummaschine geschrieben. Hihat und abwechselnd auf den Takt einmal Bass, einmal Snare. Eine Spur, wie sie jeder spielen kann. Langweilig, uninspiriert.

Die Gitarre ist durchweg drucklos. Was habt ihr mit den Instrumenten in diesem Lied gemacht? Die klingen nicht glücklich!

Mit der Zeit setzt ein Sound ein, wie ich ihn von Sunrise Avenue erwarten würde. Ich sag nur so viel: quietschende Gitarrensaiten. Geht gar nicht! Fröhliches Gehopse, zu dem der Text teilweise überhaupt nicht passt. Es gibt auch eine längere Akustik-Bridge ohne Gesang. Das macht es nicht wirklich besser. Durchgängig sind die Drums nur angedeutet und kommen einfach nicht aus der Deckung. Sie scheinen nicht gespielt, sondern nur gestreichelt worden zu sein. Der Bass wurde nur angeguckt. Anstatt das etwas interessantes passiert, spielt der Refrain einfach mehrere Male, unterlegt mit unnötigem Gerufe des Titels.

Das Lied ist einfach langweilig. Nix passiert. Nach den sehr langen fünf Minuten dachte ich, jetzt geht das Lied los und da war es vorbei. Es kommt nicht aus den Startlöchern. Doof.

Saviour Of Nothing

Wieder ein synthiges Intro. Hoffentlich streift Disturbed nicht zu weit vom rechten Pfad ab und macht sowas bald in größerem Ausmaß. Hier kommt es wieder ein paar Mal vor, passt aber gut und fügt sich sauber ein. Nicht aufdringlich und nimmt den richtigen Instrumenten nicht ihren Platz weg. Gut.

Der Bass ist dreckig. Soooo dreckig. Und die Gitarre ist dreckig. Soooo dreckig. Und die Drums sind dreckig. Soooo dreckig. Urplötzlich: langsamer Gesang mit merkwürdiger Tonfolge. Wo ist das hergekommen? So schnell der Gesang gekommen war, so schnell war er wieder weg. Und das passt sehr gut!

Die Gitarre wird schräg, verzerrt, mit plötzlichen Tonsprüngen. Gefällt mir echt gut, bis der Gesang einsetzt. Der ist erstaunlich tief und erinnerte mich an The Animal und als ob der Sänger den Kopf gesenkt hält und zu mir hoch guckt und mir droht. Cooler Sound, der sich nicht zu lange hinzieht. Gut gemacht.

Die Brigde ist wieder sehr basslastig, doch der Refrain hat keinerlei Drop. Er ist einfach plötzlich da und dann genau so plötzlich wieder weg. Anstatt dort etwas Durchsetzungsvermögen zu zeigen, passiert genau das Gegenteil. Das Durchsetzungsvermögen zeigen dann die Drums, die sehr kunst- und anspruchsvoll gespielt werden, genau wie die E-Gitarre, die zusammen mit den Drums ein ungewöhnlich langes Solo bekommt. Hier hört man, dass die gesamte Band etwas dazugelernt hat und es zeigen will. Für meinen Geschmack ein paar Takte zu lang aber gut.

Auch hier wieder: Als letztes Lied vergangener Alben wäre der Song sehr gut gegangen. Hier mittendrin. Na schön. Disturbed-Sound ist da, setzt sich nicht so recht durch. Zum Teil, ja, aber der Gesang macht wieder das ein oder andere ein wenig kaputt.

Watch You Burn

Ich konnte mich nicht so recht entscheiden, wie ich diesen Absatz beginnen soll, deshalb hier beide Möglichkeiten:

1.) Verdammt, schon wieder ein Akustikgitarre-Intro?
2.) Was haben die nur mit diesem Stil, ihre Lieder alle so zu benennen, als ob es schnulzige Balladen wären?

Bitte. Ihr seid die Richter.

Wie auch immer – Akustikgitarre. Schon wieder. Wenigstens hat es Bass. Langweiligen. Man kann nicht alles haben. Kann man schon aber warum sollte ich bekommen, was ich will? Bis der Gesang einsetzt, ist zu viel Zeit vergangen. Das liegt wie gesagt an der Gitarre und auch an dem Bass, der einfach wie ein Metronom ist. Lahmer geht’s wirklich nicht. Plötzlich setzt hoher Gesang ein. Und dann wird er noch höher. Sehr hoch. Was ist passiert? Solche Töne hab ich noch nie von ihm gehört! Und mir ist etwas unwohl dabei. Kurz: es passiert einfach nichts. Bis auf diesen Schreck.

Der Refrain ist zweisprachig. Damit meine ich nicht verschiedene Sprachen, sondern verschiedene Gesänge, einer davon eher als Sprachgesang. Es klingt, als würde sich David selber unterbrechen. Sagen wir mal so – ist in Ordnung. Die Akustikgitarre bleibt das ganze Lied über bestehen und wird nie von seinem elektronischen Kollegen abgelöst. Dazu gesellen sich aber ein richtiger Bass und immer besser werdende Drums. Das passt ganz gut zusammen, nur geht die Gitarre halt früher oder später unter, weil der Rest sich zu leicht durchsetzt. Find ich gut. Nieder mit dir, du dreckige Gitarre!

Grundsätzlich bleibt aber alles wieder eine Spur zu fröhlich. Wenigstens nehmen die Drums Fahrt auf zwischen den Refrains. Viel Fahrt! An dieser Stelle muss ich mich bei dem Drummer bedanken, der vieles in diesem Titel gerettet hat. Danke, dass es dich gibt!

War das ne Flöte? Eine Klarinette? Irgendwas war da, urplötzlich. Nur wenige Töne, immer nur auf einem Kanal, dann war sie wieder weg. Irgendwas ganz seltsames geht da vor sich.

Dazu gesellt sich eine coole Bridge mit Streichern. Das hatte ich wirklich nicht erwartet aber ich finde es gar nicht schlecht. Der Drummer wird hier regelrecht hyperaktiv und ich habe Flashbacks an Classical Drumming von Andrea Vadrucci. Das ist das Album vom Drummer „Vadrum“, der vor zehn Jahren Super Mario auf YouTube spielte und damit berühmt wurde. Er spielte auf dem Album mit einem Sinfonieorchester klassische Stücke mit seinen sehr komplexen Drums gepaart. So klang die Streicher-Bridge in diesem Lied. Das muss ich erst einmal verdauen aber ich glaube, das geht klar.

The Best Ones Lie

Ich will den Drummer heiraten.

Gott, das Intro ist geil und so schön verzerrt. Die Drums, die Gitarre – alles wird immer härter, bis der Gesang mit dem ersten Ton geschrien beginnt und genau den Sound erzeugt, den ich mir wünsche. Der Refrain wird ein wenig Mainstream mit vorhersehbaren Becken aber das geht voll in Ordnung. Die Drums sind abseits davon der Wahnsinn. Der Mann hat ne Menge gelernt. Was der zwischen ein Becken und das nächste quetscht, ist toll mit anzuhören.

Es gibt ein paar Stellen mit wenigen Sekunden, in denen nur wenige Silben extrem weich gesungen werden und die Instrumente kurz komplett aussetzen. Nur, um danach dann ebenso hart wieder aufzudrehen. Unerwartet aber nach mehrmaligem Anhören wirklich toll gemacht.

Hab ich schon gesagt, wie toll die Drums in dem Lied sind? Halboffene Becken sind was feines!

Die Bridge ist extrem schnell und die Drums explodieren förmlich. Die Gitarre ist extrem geil, der letzte Refrain wird großartig aufgemischt mit neuen Drums – fuck! Das Lied ist toll und gehört mit den ersten beiden Liedern zu dem besten auf dem Album. Vielleicht ist es sogar das beste Lied aber zwischen diesen drei zu entscheiden fällt schwer. Bombe!

Already Gone

Wow, der Gesang war gruselig. Viel zu tief. In anderen Liedern war es viel zu hoch. Es klingt so, als müsste David seine richtige Tonlage noch finden. Vielleicht sollte er mal eines der vergangenen Alben anhören, um zu verstehen, dass er seit zehn Jahren bereits die perfekte Tonlage hatte! Er macht leider alles kaputt. Dieser Song erinnert an Sound of Silence. Jedes Mal, wenn ich an dieses Lied erinnert werde, stirbt eine fröhliche Kindheitserinnerung in meinem Gehirn. Vielen Dank. Sack.

Akustikgitarre. Was sonst? Scheint ja der neue Trend zu sein. David ist an seinem Gesang in diesem Lied nicht zu erkennen. Alles, was ihn sonst ausmacht, wurde hier rausgenommen. Dieser Song hat nichts mit Disturbed zu tun. Grausam. Zwischendurch hat er scheinbar einen Chor mit sich selbst (?), während die Hälfte der Band nix zu tun hat. Wenn der Drummer sein Ding nicht durchziehen darf, ist alles verloren, wie man hier eindrucksvoll hören kann. Das Lied dümpelt vor sich hin. Niemand weiß, wann der Refrain startet oder aufhört. Passiert einfach so.

Der Sound füllt den Raum zwar aus aber äußerst unbefriedigend. Es fehlt der Druck, das schlagartige. Wahrscheinlich heißt es deshalb „Schlagzeug“ und das fehlt hier ja leider. Dem Sound fehlt jegliche Power. Eine Ballade mit wenigen Akustikinstrumenten. Klingt accapella oder unplugged oder so. Nicht schön.

This Venom

Das Intro ist cool. Man muss einfach mal so viel sagen – wenn es mal keine Akustikgitarre ist, sind die Intros immer was besonderes! Hier haben wir harte Drums mit Sticks als Takt. Schnelle Sticks. So als ob jemand mit zwei Sticks auf einen stationären Stick schlägt. Klingt sehr cool. Zieht sich durch mehrere Stellen des Liedes und verleiht ihm einen tollen Flow. Ich bin ab sofort großer Fan von Sticksounds!

Noch bevor das Lied richtig losgeht, gibt es leicht nervige, wabernde Synths. Ihr wisst genau, was ich meine, wenn ihr es hört. Schwer zu beschreiben aber kennen wir alle. Wir bekommen wieder E-Gesang über kurze Abschnitte aber es fügt sich wieder alles nahtlos zusammen, wenn relativ überraschend der Disturbed-Sound in der Birdge wiederhallt.

Der Refrain ist cool aber man muss sich da reinhören und beim ersten Mal tatsächlich ein bisschen darauf konzentrieren. Wie bei meinem ersten Mal mit Are You Ready, als ich den Refrain gar nicht als solchen erkannt habe. Die Strophen sind wirklich cool gemacht und es freut mich, dass sie länger sind als erwartet. Super, wenn angenehmer Beat länger läuft, als man gedacht hätte. Dazwischen gibt es kurze Unterbrechungen von Synth-Sounds, die fast wie ein Scratch auf einer Schallplatte wirken. Gut eingestreut und nervt nicht.

Zu guter Letzt: Lasst den Drummer spielen! Die letzte Bridge ist wieder extrem geil, leider etwas kurz. Dafür wird die Gitarre richtig gequält. Kennt ihr das – wenn es so klingt, als würde die Gitarre buchstäblich erwürgt werden? Geil! Das Ende kommt etwas überraschend. Ob das gut oder schlecht ist, wird die Zeit zeigen. Gutes Lied!

Are You Ready – Sam de Jong Remix

Nein. Ich weigere mich. Sie haben das geile erste Lied des Albums versoftet. Anstatt dass sie ein softes Lied verrocken. Das tu ich mir nicht an, sonst kann ich das richtige Lied nicht mehr vernünftig hören. Macht doch nicht absichtlich das kaputt, was so gut funktioniert hat!

Fazit
Ich hatte viel Angst vor diesem Album. Meine Lieblings-Band bringt etwas auf den Markt, nachdem sie mit einem für sie unkonventionellen und stilbrechenden Lied Mainstream-Erfolge gefeiert haben. Ja, Evolution enthält mehr Balladen als sonst aber nicht alle sind schlecht. Wenigstens gibt es gute schnelle, harte Lieder und ein paar Bomben, die die faden Passagen etwas aufmischen. Früher war ein Album von Disturbed halt voller Bomben.

Im letzten Album, Immortalized, habe ich zum ersten Mal in meiner Disturbed-Geschichte eines der Lieder von meiner Playlist streichen müssen. Dieses Mal, bei Evolution, sind es zwei: Hold On To Memories und Already Gone. Das sind für mich die schlechtesten Lieder des Albums und meiner Meinung nach kein zweites Anhören würdig. Den Remix von Are You Ready stempel ich einfach mal als etwas ab, was gar nicht existiert.

Es ist gut, dass ich diesen Beitrag über mehrere Tage verteilt geschrieben habe, denn einige der Melodien gehen sehr gut ins Ohr. Es ist keineswegs so, dass das Album ein Totalausfall ist. Die ruhigeren Lieder sind in Ordnung, so lange sie nach ihrem Stil sind. Die extrem ruhigen und langsamen Lieder passen einfach nicht rein. Ich bin auch nicht grundsätzlich gegen langsame Lieder in diesem Stil aber von Disturbed erwarte ich einfach etwas anderes.

Im Endeffekt habe ich ein Album mit lächerlichen 38 Minuten Laufzeit vor mir, das aber ein paar schöne Momente enthält. Disturbed hat sich mit diesem Album definitiv entwickelt und sich einer Evolution unterzogen. Manche Aspekte sind toll aber wenn ich im nächsten Album noch ein Akustikgitarren-Intro hören muss, krieg ich ein Aneurysma!

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Nachtrag: Uninvited Guest ist irgendwie durchgerutscht. Was soll’s. Es ist absolut nicht der Rede wert. Kein Lied, wie es existieren sollte und kein Lied, das ich hören will. Vergesst, dass es existiert!

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