Eine kleine Ungerechtigkeit

So, dann wollen wir mal die Wrestling-Kategorie füllen.

Zu erklären, was Wrestling ist und warum ich es toll finde, gehört nicht in diesen Beitrag. Ich sage zunächst so viel: Ihr werdet alles verstehen, was ich hier zu sagen habe. Auch, wenn ihr keine Ahnung vom Business habt.

Um 2006 rum startete eine Ära im Wrestling der WWE, die dem gemeinen Fan teilweise gehörig gegen den Strich ging. Zuvor gab es die Trennung zwischen männlichen und weiblichen Sportlern / Kämpfern / Entertainern. Natürlich – macht ja auch Sinn. Die „Abteilung“ der Frauen wurde in dieser Zeit aber etwas umstrukturiert. Ob nun gewollt oder unbewusst ist mir nicht so klar aber es dauerte bis ca. 2015 an, bis sich langsam etwas änderte.

Innerhalb dieser knappen 10 Jahre schieden immer mehr der Wrestlerinnen aus, um Familien zu gründen. Scheinbar waren die Top-Stars alle in einem ähnlichen Alter. Das Unternehmen und somit auch die Fans verloren viele Talente, die sehr gerne gesehen wurden. Was folgte, war ein Mangel an guten Wrestlerinnen. Irgendwo in dieser Zeit entschloss sich das Management der WWE dazu, verschärft darauf zu gehen, Frauen für ihr Unternehmen zu casten, die einfach hübsch anzusehen waren, vom Wrestling aber nichts verstanden. Was daraus folgte, war eine Flut an Fitnessmodels, die sich in den Kämpfen sehr hakelig, ungeschickt und langweilig bewegten. Es waren einfach Frauen, die mit dem Business an sich nicht viel am Hut hatten.

Vor ein paar Jahren dann, also so um 2015-2016 rum, änderte das Management dann seine Rekrutierungsmethoden und eine Schar an neuen jungen Frauen wurde gecastet, die aus Personen bestand, die den richtig guten Stars aus den „alten“ Zeiten nacheiferten. Es waren Frauen, die als Teenager Autogramme von den Stars aus 2005 und früher gesammelt hatten und das Business wirklich liebten und davon träumten, selber einmal Wrestlerinnen zu werden. Es war vorbei mit den Fitnessmodels, die nichts vom Wrestling verstanden.

In den letzten Jahren schließlich wurde der weibliche Teil der WWE wieder auf technischer und kämpferischer Ebene ein Genuss. Die Matches der Frauen wurden wieder ernst genommen, erzählten gute Geschichten, waren sehr unterhaltsam und verdienten sich bisweilen auch den Platz des Hauptkampfes eines großen monatlich abgehaltenen Events. Die Frauen kämpften also in Matches, die alleine schon vom Management als die besten und wichtigsten Kämpfe des Abends angepriesen wurden. Ein großer Schritt nach vorne! Erst vor wenigen Tagen wurde das erste Event abgehalten, das ausschließlich aus Matches weiblicher Wrestler bestand. Ehemaliger UFC-Champion Ronda Rousey hat vor einigen Monaten einen Vertrag bei der WWE unterschrieben und sie ist so verdammt gut!

All das erzähle ich euch, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sehr sich die WWE in letzter Zeit geändert hat. Trotz all dieser Änderungen gibt es einen kleinen Unterschied zwischen den Männern und den Frauen, wenn sie vor Matchbeginn angekündigt werden. Bei den Männern gibt es folgende Informationen: Herkunft, Kampfgewicht und Name. Bei den sehr großen Wrestlern haben sich die Sprecher angewöhnt, auch ihre Körpergröße anzusagen, weil es einfach einschüchternd und beeindruckend wirkt, wenn man hört, dass dieser Mann 2,10 m groß ist. Ist einfach ein netter Zusatz. Wenn Frauen angekündigt werden, wird allerdings nie das Kampfgewicht angesagt.

Gerade bei der UFC ist das allerdings sehr entscheidend, denn strenggenommen gibt es dort keine extra Klasse für Frauen, sondern lediglich eine bestimmte Gewichtsklasse, in die halt nur Frauen fallen. Das macht die UFC zu einer sehr fortschrittlichen Sportart, die nicht nach Geschlechtern sortiert, sondern alle Athleten gleich behandelt.

Weitere Gedanken dazu
Natürlich ist es nicht immer sinnvoll, Männer und Frauen bei sportlichen Ereignissen in die gleiche Kategorie zu stecken. Ich halte das sogar für völlig schwachsinnig, einfach weil sich von Natur aus der Körperbau sehr stark voneinander unterscheidet. Die UFC setzt damit ein Zeichen, das der Gleichberechtigung zuträglich ist. In Denksportarten würde man ja auch nicht trennen. Ob aber ein Mann, der in der UFC der Gewichtsklasse der Frauen entspricht, in ihrer Liga kämpfen dürfte, bleibt fragwürdig. Aber ich glaube, darum geht es auch gar nicht.

Wie auch immer – die WWE behandelt ihre Athleten nach wie vor nicht wirklich gleich, auch wenn sie den Schritt von Model zu Kämpferin gut durchgeführt haben. In ihren Augen scheint die Erwähnung des Gewichtes einer Frau immer noch unnötig, unhöflich oder sonstwie falsch zu sein.

Vielleicht erwecke ich jetzt den falschen Eindruck aber es geht mir nicht um die kleine Ungerechtigkeit, dass die männlichen Wrestler in der WWE ob ihres Gewichtes „bloßgestellt“ werden und die Frauen nicht. Darum geht es mir nicht.

Das ist Nia Jax:

Nia Jax

Zweifellos eine Frau, die etwas mehr Gewicht als ihre Kolleginnen auf die Waage bringt, darüber brauch man gar nicht zu diskutieren. Sie ist extrem talentiert und bewegt sich für ihre Größe (ja, sie ist wirklich groß – 1,83 m) extrem flink und agil. Sie ist eine Sportlerin, eine Kämpferin. Sie ist groß; ja, sie ist massig und sie ist stark. Was sie mit ihren Gegnern macht, hat einfach damit zu tun, dass sie sportlich betrachtet fit ist. Sie sticht aus der Masse heraus und ist ein klares Beispiel dafür, dass die WWE Kämpferinnen und keine Models castet. (Das klingt irgendwie so, als ob sie hässlich wäre. Guckt euch einfach dieses Bild an und dann behauptet noch, diese Frau sei nicht hübsch.)

Nia Jax

Tja, sie wird aber leider anders behandelt, denn wenn Nia Jax ihren Einzug vor dem Kampf abhält, wird neben ihrer Herkunft und ihres Namens auch ihr Gewicht angesagt.

Da sie so groß ist, wiegt sie tatsächlich so viel wie manch anderer männlicher Schwergewichtler. Ich finde es trotzdem nicht richtig. Wenn das Gewicht von Nia Jax angesagt wird, sollte konsequent das Kampfgewicht jeder Wrestlerin angesagt werden. Es sind immerhin Kämpfer. Von einem Model vor der Kameralinse muss ich das Gewicht nicht kennen, wohl aber bei einer Kämpferin, bei einer Sportlerin, bei einer Athletin. Wenn sie es aber vorziehen, bei keiner der Frauen das Gewicht anzusagen, weil sie sich deshalb vielleicht unsicher fühlen könnten, dann sollen sie es erst recht bei der schwersten von ihnen nicht tun.

Man kann hier auch keinen Vergleich zu den Männern ziehen, bei denen die Größten extra hervorgehoben werden. Ein hohes Gewicht anzusagen, wenn andere nicht angesagt werden, ist gleichzusetzen damit, wenn die Größe nur bei den kleinsten Wrestlern angesagt wird. Es ist wie ich finde eine kleine Ungerechtigkeit. Aber so lange sich Nia Jax nicht selber beschwert (wer weiß, ob sie das getan hat oder ob es ihr völlig egal ist – in dem Fall hab ich hier nur meine Zeit verschwendet) ist alles in Ordnung.

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