Der 26. Juni 2007

Tja, wo soll ich anfangen? Ich kann nur eins sagen: Dieser Tag war wirklich von Merkwürdigkeiten und dummen Umständen geprägt. Vielleicht stimmt das nicht ganz, doch ich glaube, so einen Tag hatte ich noch nie.

An besagtem Tag ging ich also ganz normal zur Schule, als mich vor dem Eingang auch schon ein paar Lehrer aufhielten, die einscheinend streikten und wild Zettel verteilten. Trotz Streik gab es Unterricht. Toll!

In der ersten Stunde, Chemie, beschäftigten wir uns mit Seifen und deren Herstellung. Schön und gut, doch das konnte nichts werden! Was am Ende dann herauskam, war eine merkwürdige Substanz, die man am liebsten gesäubert oder weggeschmissen hätte, weil sie nicht den Anschein machte, als sei sie zum Säubern da.

In Kunst ging es dann weiter mit dem Zeichnen einer Allzweckmaschine. (Ich muss nebenbei anmerken, dass in der vorherigen Woche die Zensuren eingetragen wurden, weshalb wir eigentlich nichts mehr zu tun hatten.) Diese Maschine sollte einen Fernseher, einen Computer, Beleuchtung, eine Uhr und einen automatischen Seitenumblätterer vereinigen. Was dabei am Ende herauskam, möchte ich hier nicht erwähnen.

Nach der Pause ging es aber erst richtig los! Die zehnten Klassen wurden ins Nachbarhaus gerufen, um für die Abschlussfeier zu proben. Diese Proben dauerten zwei Stunden. Mein aktiver Einsatz zwei Minuten.

Nach dieser Veranstaltung hatte meine Biolehrerin einen Anschlag auf unseren Kurs geplant: Exkursion! Warum das alles so plötzlich organisiert wurde, weiß ich nicht, trotzdem ging es auf zum am weitesten entfernten Krankenhaus! Hätte ich den Versprechungen meiner Lehrerin Glauben geschenkt, hätte die Exkursion 45 Minuten gedauert. Sie dauerte zwei Stunden. Mal abgesehen von der maßlosen Überziehung, muss man mal bedenken, dass wir alleine 50 Minuten brauchten, um da hinzufinden und noch mal 50 Minuten, um wieder zurückzukommen. Es blieben also 20 Minuten. Die Hälfte davon nahmen die Mädchen in Anspruch, um die Toiletten aufzusuchen. Die Hälfte der übrigen Zeit (fünf Minuten) verbrachten wir damit zu warten und die letzten fünf Minuten wurden wir tatsächlich rumgeführt.

Bevor wir allerdings da ankamen, mussten noch ein paar Sachen geklärt werden: Erst mal hatte ich kein Geld für die Fahrt dabei und noch dazu wusste ich nicht, wo ich lang muss. Ich bekam also von meiner Lehrerin Geld für den Bus und schloss mich einer Gruppe von Mädchen an, um gemeinsam dieses Krankenhaus zu suchen.

Wir fuhren also mit dem Bus erst mal zum U-Bahnhof. Dort ging es dann in die S-Bahn und in gemütlichem Tempo zum nächsten großen Bahnhof. In dieser Bahn saß eine Frau um die 40. Sie las anscheinend sehr angestrengt ein hochkomplexes Buch, dass ihr ihre ganze Aufmerksamkeit abverlangte, doch diese konnte sie nicht lange geben.

Sie saß so ziemlich in der Mitte des Abteils und machte wirklich den Anschein, als könne sie Nichts und Niemand ablenken. Beim nächsten Halt stiegen zwei Frauen mit je einem Kinderwagen ein. Eine vorne, eine hinten. Die Babys (ich schätze sie so auf 10-11 Monate) brabbelten fröhlich vor sich hin. Die Frau schien schon etwas gereizt, schien sich aber einzureden, dass das immer noch besser sei als schreiende Babys. Eine weitere Station weiter kam dann aber der eine, verheerende Tropfen rein: ein musikhörendes Mädchen. Sie machte einen recht unschuldigen Eindruck, obwohl sie sehr nach …äh… lauter Musik aussah. Sie hatte diese riesigen Kopfhörer, die aussehen wie Ohrwärmer nicht etwa richtig aufgesetzt, sondern, anscheinend um die Umgebung noch wahrzunehmen, nur um den Hals gelegt.

Um natürlich trotzdem etwas von ihrer Musik zu hören, hatte sie anscheinend voll aufgedreht. Aus den Dingern trat dunkles, lautes Schwermetall. Aber enorm schwer! Und wo setzte sie sich hin? Genau gegenüber von unserer hochkonzentrierten Frau! Zuerst schien sie sich gar nicht ablenken zu lassen, doch wann immer das Mädchen mal aus dem Fenster guckte, schmiss ihr die Frau einen Blick zu, der etwa folgendes sagen wollte: „Verdammte Jugend! Nehmen die eigentlich überhaupt keine Rücksicht mehr? Ja, ich meine dich! Und wenn du diese verdammte Musik nicht sofort ausmachst, zeige ich dir mal, wie rücksichtslos ich sein kann!!“

Sobald sie aber nicht mehr die Landschaft bewunderte, fand die Frau sich sofort wieder in ihrer anscheinend nicht mehr ganz so interessanten Lektüre wieder. Zum Glück können Blicke nicht töten!

Am Bahnhof lauerte dann der für mich härteste Schlag ins Gesicht: der Boden! Ich meine nicht einfach normalen Boden, sondern weißen Boden! Blütenweiß! Die Steine waren so weiß, wie es nur Meister Proper oder der Weiße Riese geschafft hätten! Mit Oxy-Energie!! Was hatte das zur Folge? Reflektierende Sonnenstrahlen! Aber so was von extrem!! So etwas habe ich wirklich noch nie erlebt! Die Millionen oder Milliarden Sonnenstrahlen schienen auf den unebenen Stein genau so einzufallen, dass sie genau auf die zwei Quadratzentimeter meines Körpers reflektiert wurden, den wir Auge nennen! Es war furchtbar!

Als wir nach endlosem Rumgequatsche mit ahnungslosen Passanten endlich dieses Krankenhaus fanden, kamen wir nicht rein. Neben dem Eingang war ein Schild, das sagte: „Eingang links um die Ecke ca. 80 m.“ Diese 80 Meter sollten die schlimmsten meines Lebens werden! Diese Ecke war ein Windkanal, wie ich ihn noch nie erlebt hatte!! Ein wirklich extrem starker Wind flog mir um die Ohren und machte noch dazu den Anschein, als wäre er Tag und Nacht hier! Er ließ wirklich kein bisschen nach!!

Neben der Treppe war eine Schräge installiert, anscheinend, um es den Rollstuhlfahrern möglich zu machen, dort langzufahren. Es gab allerdings zwei klitzekleine Kleinigkeiten: Erstens war der Wind viel zu stark, um dagegen mit einem Rollstuhl bergauf anzukommen! Das wäre nicht mal bergab möglich gewesen!! Zweitens waren die Schrägen in der Treppe eingebaut, d.h. sie waren in der Mitte der Treppe und beherbergten in ihrer Mitte Stufen! Im Klartext heißt das also, dass man als Rollstuhlfahrer bei der Auffahrt nur auf einem schmalen Streifen einer Schräge fährt und direkt unter sich Treppe hat.

Was das alles soll, habe ich nie rausgefunden, denn ich habe Niemanden danach gefragt, weil ich glaube, dass das Niemanden interessiert. Vor dem Krankenhaus wartete schon der Rest meines Kurses. Wir waren sieben. Mädchen. Als einziger Junge fühlte ich mich etwas verloren. Natürlich habe ich normalerweise nichts dagegen, von sieben Mädchen umgeben zu sein, doch von dem, was sich in meinem Kursen tummelt, möchte ich gar nicht reden.

Endlich in diesem blöden Gebäude, musste ich feststellen, dass es anscheinend keine Fahrstühle gab!

Die ganzen Stufen an diesem Tag ließen wirklich tiefe Furchen in mir…..

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Das merkwürdigste an diesem Tag ist, dass ich ausgerechnet da auch in Berlin war! *hier Mystery-Musik einfügen*