Pornodarstellerinnen auf der Filmbörse

Heute war in Berlin wieder Filmbörse. Und schon am Eingang ist mir ein Aushang aufgefallen, der mir sofort den Spaß etwas verdorben hat. Augenblicklich schoss mir eine lange Abfolge an Gedanken durch den Kopf, die sich wärend meines Aufenthalts bestätigt haben.

Für die, die es nicht wissen: Eine Filmbörse ist eine, zumindest in Berlin, alle drei Monate stattfindende Veranstaltung, auf der ein sehr breites Angebot an Filmen zum Verkauf aufgestellt wird. Dort werden Stände von Online-Shops aufgestellt und immer wieder mal sind dort auch Vertreter von Kleinst-Labeln unterwegs und verkaufen ihre hauseigenen Produktionen. Es gibt gebrauchte Filme und Neuware. Nicht nur DVDs und Blu-rays gibt es dort zu holen, sondern auch kleine Exoten wie Laserdiscs und dazu passend noch diverse Originalausgaben von Magazinen aus der Zeit, zu der die Klassiker der Filmgeschichte neu in den Kinos liefen. Da die Filmbörse nur gegen einen kleinen finanziellen Beitrag und nur für volljährige Personen zugänglich ist, werden dort auch diverse Horrorfilme ausgestellt, die keine deutsche Freigabe bekommen haben. Ebenso findet man dort ausländische Veröffentlichungen. Kurz: Man kommt dort auch an Filme, die man so nirgends in Deutschland kaufen könnte und das zu einem günstigeren Preis, als wenn man auf Importe zurückgreifen würde. Es ist ein toller Ort für Filmfreunde, Nerds, Freaks und Sammler.

Die Filmbörse holt alle Filmfreunde an einen Ort und alle Menschen, die diese Halle an diesem speziellen Tag im Quartal besuchen, teilen eine Leidenschaft. Ich gehe dort zwar hauptsächlich wegen den diversen Filmen aus dem Horror- und Splatter-Genre hin, doch auch für Fans anderer Genres gibt es dort viel zu sehen und zu kaufen. Jeder, der dort hin geht, teilt die Leidenschaft für Filme. Es wird sich mit den Händlern unterhalten, es werden evtl. Bestellungen aufgegeben und man kennt sich nach kurzer Zeit schon. Es ist praktisch eine Community. Die Besucher selbst sind für mich inzwischen schon teils keine fremden Gesichter mehr. Es ist wirklich toll dort.

Heute sollte es aber zumindest zum Teil anders kommen, denn aus welchen absurden Gründen auch immer, gab es heute einen Stand, an dem drei Pornodarstellerinen saßen, ihre Filmchen verkauften und dazu bereit waren, Autogramme zu geben und Fotos zu machen. Ganz konkret anwesend waren nach meiner Recherche Maria Mia, JolyneJoy und RoxxyX. Diesen drei Damen darf man eigentlich keinen Vorwurf machen. Diejenigen, die tatsächlich Prügel verdient hätten, sind die Veranstalter der Filmbörse und die Manager der Mädels. Denn was ist passiert? Praktisch niemand hat sich für sie interessiert.

Es mag ja richtig sein, dass die meisten Besucher der Filmbörse Männer sind. Und es mag auch richtig sein, dass sich die meisten heterosexuellen Männer zu jungen, schlanken Frauen hingezogen fühlen. Aber was verspricht man sich genau davon, auf einem Event, welches für Filmfreunde gemacht wird, Pornodarstellerinnen zu platzieren? Weil sie auch Filme drehen? Weil sie auch schauspielern? Beides kann nicht der Grund sein, denn ein Porno ist für mich kein Film. Ein richtiger Spielfilm zeichnet sich durch gewisse Qualitäten aus, die ein Porno nun mal nicht hat. Die braucht er auch nicht. Das ist auch gut so. Ich spreche den Pornos ihre Daseinsberechtigung nicht ab. Jeder guckt Pornos oder konsumiert irgendein anderes, vergleichbares Medium. Jeder, der behauptet, er tut dies nicht, lügt. Es gibt genug Angebote und das schon lange nicht mehr nur für heterosexuelle Männer. Wie auch immer – ein Porno kann nicht einfach so in die gleiche Schublade gesteckt werden wie ein Spielfilm.

Die Schauspielerei zieht bei mir als Argument ebenso wenig. Die Begeisterung über den reinen Akt in einem Porno kann ja noch so sehr überzogen dargestellt werden – es fällt nicht unter Schauspielkunst. Wir bewegen uns hier auf einem schmalen Grat und können in manchen Umständen gar nicht sagen, ob hier geschauspielert wurde oder nicht. Gut möglich, dass es dann ganz besonders gut gemacht ist, wenn man nicht sagen kann, ob es echt oder unecht ist aber ich könnte Pro-Wrestler auch nicht als Schauspieler abstempeln. Große Teile ihrer Aktionen sind tatsächlich so, wie sie wirken. Eine Pornodarstellerin ist keine Schauspielerin. Das muss sie auch nicht sein. Aber dann verkauft sie mir bitte nicht als solche.

Also was ist der Grund, warum sie anwesend waren? Hat es die stets übervolle Filmbörse nötig, ein paar Leute anzulocken, die nur wegen ihrer liebsten Pornodarstellerin vorbeikommen? Die Stammbesucher beachten sie nämlich zu einem sehr großen Teil nicht. Für sie zieht das Argument nicht, wegen diesen Frauen zu kommen. Eher, wegen ihnen wegzubleiben. Es handelt sich hier nicht um eine falsche Scham, nicht zu ihnen hingehen zu wollen – die Leute auf der Filmbörse sind einfach aus anderen Gründen gekommen. Sie haben sich riesige Listen angefertigt mit Filmen, die sie kaufen wollen. Auf dieser Liste steht nicht der Punkt, dass sie mit einer Frau aus einem Porno ein Foto machen wollen. So überdramatisiert es auch klingen mag, sie nehmen einem anderen Stand, der richtige Spielfilme verkaufen würde, den Platz weg. Und jetzt ratet mal, wer mehr für den Standplatz bieten kann.

Schlussendlich können einem die drei Damen etwas leid tun. Es gibt genug Erotik-Conventions, die genau auf diese Art von Unterhaltung getrimmt sind. Dort hätten sie möglicherweise noch weniger Kleidung tragen dürfen und hätten am Ende des Tages auch etwas Geld gemacht. So sind sie aber nur an einem Sonntag Vormitag auf eine Filmbörse gegangen und am Ende des Tages vielleicht wieder mit 100 € nach Hause gegangen. Das ist nicht nur nicht lohnenswert, sondern auch enttäuschend. Es ist einfach das falsche Publikum. Die Filmfans wollen diese Form von Stand nicht auf einer Filmbörse und die drei Damen vom Stand haben nicht sonderlich viel davon. Also warum sollte man das überhaupt machen? Es muss ja ums liebe Geld gehen und irgendein absurder Deal wird es für beiden Chefetagen sinnvoll gemacht haben. Vielleicht war es auch nur die pure Werbung. Vielleicht war es auch plumpe, unfaire Appellierung an unsere niedersten Instinkte. Was auch immer es war – es war für die Besucher und für die drei Frauen wahrscheinlich kein sonderlich guter Deal.

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Hallo Pesti ui das ist solche besten überhaupt gibt wusste ich gar nicht aber interessant.kann dich verstehen es gibt ja genug Erotikmessen wo sowas auch erwünscht ist.naja erwünschtes vielleicht das falsche Wort aber gewollt ja so du bist wo du warst weißt ja nicht so gewollt was auf jeden Fall sonst wären wir nicht da gewesen.und die können einen auch echt leid tun ja so man da keine Ahnung wie du sagtest vielleicht mit 100 € weg geht am Ende des Tages muss das schon echt deprimierend sein. Na ja toller Artikel jedenfals