Spenden ist egoistisch

Der Mensch strebt nach Zufriedenheit. Wer sagt, dass sich jeder selbst der nächste ist, wird als Arschloch hingestellt aber oft ist es nun mal so. Der Selbsterhaltungstrieb des menschlichen Organismus ist so groß, dass wir uns selbst meist unterbewusst an vorderster Stelle platzieren. Und selbst wenn nicht, kommen wir trotzdem ziemlich früh auf der Liste der Menschen, die es nach unserer Ansicht wert sind, aus gefährlichen Situationen gerettet zu werden.

Unser Hang zum eigenen Überleben breitet sich auch auf andere, weniger bedeutende Bereiche aus. Wir wollen beruflichen Erfolg haben und mehr Geld verdienen. Das brauchen wir nicht um überleben zu können aber es ist uns trotzdem wichtig. Weniger wichtig ist dir, wie viel dein Kollege verdient. Und trotzdem schlagen wir manchmal einen Weg ein, auf dem wir anderen helfen, ohne selber davon zu proditieren. Zumindest glauben wir das.

Es gibt viele Möglichkeiten, anderen Menschen zu helfen. Man kann selbstlos etwas handwerkliches für die Nachbarin erledigen. Oder online ein Formular für ältere Familienmitglieder ausfüllen, die sich damit nicht auskennen. Oder man kann Leute, die in schwierigen Situationen sind, Geld zukommen lassen, z.B. für wohltätige Organisationen. Das eigene Wohl wird dadurch nicht beeinträchtigt und trotzdem tun wir diese Dinge. Schlussendlich tun wir diese Dinge aber nicht für andere, sondern für uns selbst.

Wer spendet, fühlt sich gut. „Jawoll, ich hab was Gutes getan! Durch meinen kleinen Beitrag habe ich aus der Welt einen besseren Ort gemacht! Wenn auch nur ein wenig.“ Was auch immer ein Mensch getan hat oder wem auch immer er für wohltätige Zwecke Geld hat zukommen lassen – am Ende des Tages fühlt er sich gut dadurch. Ein Mensch kann etwas spenden, weil er selber das Gefühl haben will, etwas Gutes getan zu haben. Wer spendet, tut das möglicherweise nicht für andere, sondern für sich selbst, um sich besser zu fühlen. In diesem Zusammenhang ist eine Spende ein egoistischer Akt.

Dir kann egal sein, was aus dem Geld wird. Du wirst nie erfahren, wo deine 10 €-Spende wirklich gelandet ist. Du kannst dir von diesen 10 € aber ein persönliches Hochgefühl kaufen, das dir niemand nehmen kann. Du hast nichts handfestes aber du hast das gute Gefühl, etwas zum Besseren verändert zu haben. Es ist nur die Frage, wie kaputt man innerlich ist und wie hoch der Spendenbetrag sein muss, um sich selbst durch seine großzügige und uneigennützige Spende aus dem persönlichen tiefen Loch zu heben.

Das alles sind Mutmaßungen und sie treffen nicht immer zu. Manche Menschen sind wirklich selbstlos. Aber die fühlen sich persönlich nach einer geleisteten Spende auch nicht besser. Und dann kann ihnen diese Spende eigentlich nicht viel bedeutet haben.

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