Erfolg oder Spaß

YouTube ist ein leidiges Thema. Was viele als Hobby anfangen, endet bei manchen wenigen in einem Vollzeitjob. Und gerade hier scheint der Wille, diese Beschäftigung als Beruf durchzuführen, größer zu sein als bei anderen Hobbies. Vielleicht, weil man so leicht reinkommt. Vielleicht, weil hinter den Kulissen viel abgeht, worüber man sich vorher keine Gedanken macht und es deshalb unterschätzt. Vielleicht auch deshalb, weil man hier um Zuschauer buhlt. Andere Hobbies kann ich alleine durchführen, so lange es nicht mein Beruf ist. Bei YouTube hingegen geht es von der ersten Minute an um Zuschauer. Dieses Hobby ist alleine nichts wert.

Was ich in letzter Zeit allerdings mit ansehen muss, stimmt mich etwas traurig. Der Wille, mit YouTube sein komplettes Gehalt zu verdienen, ist für manche Menschen groß genug, sich komplett zu verrenken, um das zu bekommen, was sie wollen. Das Problem dabei ist nur: Es ist verdammt schwer, es als YouTuber „zu schaffen“. Ein allgemein hingenommener Fakt ist heute, dass man Glück haben muss und einen größeren Partner braucht, der einen an die Spitze schleppt. Das Problem dabei ist, dass man im Endeffekt auf nicht sonderlich viel Gegenliebe stoßen wird, da argumentiert werden kann, dass es diese Person nicht mehr verdient hat als jeder andere YouTuber, der qualitativ gleichwertige Videos erstellt. Erfolg auf Glück und Beziehungen aufzubauen, sorgt für Neid. Zu Recht!

YouTube ist übersättigt. Für jede Interessengruppe gibt es zig Angebote und es gibt nichts, was aus der Masse hervorsticht. An dieser Stelle kann man lange philosophieren, was getan werden muss, um weiter zu kommen, doch darum soll es heir nicht gehen. Wir wollen nur festhalten, dass mit der „Standard-Masche“ nichts großartiges mehr passieren wird. Das bedeutet, dass die meisten YouTuber, die einfach so „normal“ bleiben, wie sie sind, nirgendwo landen werden. Das kann man entweder akzeptieren oder in Selbstmitleid versinken.

Ich persönlich bevorzuge die erste Tätigkeit. Ich weiß, ich werde nicht wirklich irgendwo landen und mein Hobby leider nie zum Beruf machen können. Zumindest nicht ohne Hilfe. Mit Hilfe ist das locker möglich. Ich könnte jetzt meinen Kanal verändern. Mir Dinge abgucken, die die Großen so machen. Ich könnte mein komplettes Image umkrempeln, mich selber verraten und alle Zuschauer vergraueln, die ich über die letzten Jahre zu mir gebracht habe. Ich könnte erfolgreicher sein. Aber wäre ich dann auch glücklicher?

Mich selbst zu verraten und zu zerstören, wofür ich stehe, macht mich nicht glücklich. Und warum mache ich Videos? Weil mich das glücklich macht. Ich kann nicht gleichzeitig alles so machen, wie es meiner Meinung nach die großen Einflussgeber haben wollen und dann immer noch den gleichen Spaß haben, wenn der erste Schritt bedeutet, alles zu verändern, wofür mein Kanal einmal stand.

Ich will damit nur sagen: Egal, was ich tun müsste, um erhört zu werden – egal, ob ich nur noch Minectraft machen dürfte oder komplett darauf verzichten müsste, ob ich jeden Tag streamen müsste oder ob ich tatsächlich Videos auf englisch machen müsste, um erfolgreich zu sein – ich werde es nicht tun, wenn es gegen das spricht, was ich mir in den letzten vier Jahren aufgebaut habe. Mein Inhalt bleibt so, wie ihr ihn gewohnt seid und auf diese Entschlossenheit bin ich stolz! Ich bleibe lieber ein kleiner unbedeutender YouTuber, der eine kleine Gruppe an Leuten unterhalten kann, anstatt ein ganzes Land zu unterhalten und abends nicht mehr in den Spiegel gucken zu können!

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Genau so finde ich es auch gut – ich bin nicht zuletzt ein ‚Pestizid‘, da die Community hier nicht so groß ist und ich mich in ebendiesen ‚größeren Communities‘ nicht wohl fühle. Klar, ich bin dort auch mal in den Kommentaren unter dem ein oder anderen Video bzw. im Streamchat zu finden, aber mir ist da generell zu viel los. Vorschläge von Einzelpersonen können in der Flut von Beiträgen kaum noch gelesen werden, früher oder später kommen diese undankbaren Personen, die sich generell über alles beschweren und erwarten, dass der Creator sich nach ihnen richtet (oft mit der Argumentation „du… Weiterlesen »