„Aber Pesti – du hast doch schon das letzte Mal über Fallout geschrieben!“
Na und? Heul doch!
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Ich habe Fallout 4 wirklich sehr genossen. Ja, ich rede in der Vergangenheit. Ich genieße es jetzt nur noch ein wenig. Und das auch nicht immer. Denn Fallout 4 mutiert, nachdem man die meisten Quests erledigt hat, zu einem reinen Shooter. Das ist sehr schade, doch darüber möchte ich mich jetzt nicht auslassen. Das eigentliche Problem mit Fallout 4 bin ich selber. Und irgendwie bin ich über diesen Umstand nicht nur traurig, sondern auch stolz.
Wir denken uns mal zurück ins Jahr 2011. Was war in diesem Jahr besonders? Skyrim ist erschienen! Und ich war einer der wenigen Menschen, die eigentlich nicht sehnsüchtig darauf gewartet hatten. Das lag unter anderem daran, dass ich noch nie ein Spiel aus der Elder Scrolls-Reihe gespielt hatte. Und auch heute habe ich außer Skyrim noch kein anderes Spiel der Serie gespielt. (Wenn wir mal von meinem ca. einstündigen Ausflug nach Oblivion vor mindestens 6-8 Jahren absehen.)
Zur Zeit, als Skyrim auf den Markt kam, war es mir relativ egal. Ich hörte aber alle Leute darüber reden und wegen einem speziellen Sonderangebot von Amazon konnte ich es für fast die Hälfte des eigentlichen Preises ergattern. Das war eine dieser Entscheidungen, die ich nie bereute. Um ehrlich zu sein hätte ich auch mit Freuden viel mehr dafür ausgegeben, wenn ich gewusst hätte, was mir dieses Spiel für Freude bereiten würde. Bis heute habe ich 220 Stunden in Skyrim verbracht. Und diese Zahl hat sich innerhalb der ersten Monate angesammelt und stagniert seit ein paar Jahren. Es ist das Spiel mit den meisten Stunden in meinem Account.
(Ich habe schon mal lange darüber nachgedacht, welches Spiel wohl generell das häufigste von mir gespielte Spiel ist – außerhalb von Steam. Ich konnte mich zumindest auf ein paar Titel festlegen, die allesamt in diese Kategorie fallen: Lemmings 2 auf dem Amiga, Worms 2 und Re-Volt. Diese drei Spiele spielte ich zu ihrer Zeit über etliche Monate, wenn nicht Jahre, praktisch täglich für viele Stunden. Jedes dieser Spiele hat mich höchstwahrscheinlich deutlich mehr als 200 Stunden meines Lebens gekostet.)
Heute gucke ich auf Fallout 4, ungefähr sechs Wochen nach Release und ich habe 65 Stunden Spielzeit gesammelt. Das ist sehr ordentlich und alle 65 Stunden haben mir sehr viel Spaß gemacht. Doch ich fühle mich nicht so, wie damals in Skyrim. In Skyrim erkundete ich jeden Winkel und jede noch so gleich aussehende Höhle war es für mich trotzdem wert, hineinzugehen und sie zu plündern. Strenggenommen hat sich das mit Fallout 4 nicht geändert aber der bloße Spielspaß hält sich etwas mehr in Grenzen. Das liegt aber zweifelsfrei nicht daran, dass Fallout 4 das schlechtere Spiel wäre. Es liegt vielmehr daran, dass ich jetzt älter geworden bin und Medien anders konsumiere.
Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich wirklich jeden Tag Skyrim spielte und praktisch nichts anderes tat. Mit Fallout 4 tat ich eine Zeit lang das selbe, doch die Erfahrung war eine andere.
Abseits von Spielen bin ich großer Film- und Serienfan. Und ich kann es nicht leiden, gute Medien zu unterbrechen oder ihnen nicht meine volle Aufmerksamkeit schenken zu können. Wenn ich einen Film gucke oder ein Spiel spiele, hat dieses Medium meine 100%ige Aufmerksamkeit. Das führt unter anderem dazu, dass ich mir Einzelheiten viel mehr merke als früher. Ich vergesse witzige Szenen nicht mehr so schnell, ich kann mich lange an Dialoge erinnern und in Spielen sauge ich alle Erlebnisse noch intensiver auf, weil es meine eigenen sind. Das führt dazu, dass meine Spielzeit von 65 Stunden in Fallout 4 in der Realität viel mehr wert sind, weil ich aufmerksamer war als in den 220 Stunden Skyrim.
Inzwischen habe ich in Fallout 4 so gut wie alles gesehen. Ich finde auf meiner Karte keine unentdeckten Gebiete mehr und wenn ich durch die Gegend laufe und doch etwas neues finde, ist es für gewöhnlich nur ein weiteres Haus, das von Ghulen, Supermutanten, Raidern oder Gunnern heimgesucht wird. Das Spiel hat mir aktuell nichts neues mehr zu bieten. Die einzig logische Schlussfolgerung für mich, da ich ja weiterspielen möchte, war, einen neuen Charakter zu erstellen. Das tat ich. Und zwei Stunden später hörte ich wieder auf. Warum? Weil ich mich an den Beginn, der 65 Stunden Spielzeit, also zumindest sechs Wochen reale Zeit in der Vergangenheit liegt, extrem gut erinnern kann. Ich kenne die Gegend um Sanctuary praktisch blind, ich kenne die Quests und die Dialoge – die Terminals langweilen mich. Ich habe jegliche Informationen dermaßen in mich eingesogen, dass es noch lange nicht so weit ist, dass ich eine Auffrischung benötigte.
Vielleicht ist es Zeit für mich, Fallout 4 ruhen zu lassen. Das tut mir auch etwas weh, weil ich mehr Inhalt haben möchte. Neuen Inhalt. Ich hoffe auf DLC. Jeden Tag. Denn nur sie können mir aktuell das geben, was ich wirklich haben will.