Wie lange dauert das?

Kürzlich habe ich eine Frage gestellt bekommen, über die ich tatsächlich etwas nachdenken musste: Wie lange dauert es, eine Vertonung zu produzieren? Diese Frage klingt trivial, doch man vergisst, was alles dazu gehört. Deshalb gehe ich hier mal etwas genauer darauf ein.

Zunächst einmal müssen wir die endgültige Dauer der Vertonung bedenken. Diese musste ich natürliche erst einmal einsprechen und zwar in, wer mag es glauben, Echtzeit. Also klar, 15 Minuten Vertonung dauert mindestens 15 Minuten Arbeit, nämlich das pure Einsprechen. Dabei berücksichtigen wir aber überhaupt nicht, wie oft ich mich verspreche, etwas neu betone oder dergleichen. Da kommt gerne mal etwas an Zeit hinzu. Um das aktuelle Beispiel Avatara zu nehmen – die Rohaufnahme war 17:49 lang. Die fertige Episode aber nur 15:08. Beides nicht viel Zeit, wie man meinen möchte aber wir vergessen die Differenz. In der Differenz sind das 161 Sekunden, also 2:41. Bezogen auf die Rohaufnahme ist das ein Verschnitt von 15 %! Das klingt schon deutlich mehr.

Dazu sei aber angemerkt, dass ich mit Avatara ziemlich große Probleme hatte und ungewöhnlich oft neu einsprechen musste. Ist aber ein schönes Beispiel, um aufzuzeigen, wie viel das sein kann.

Wie auch immer – 17:49 ist die Rohaufnahme, 15:08 der fertige Schnitt. Das bedeutet, ich habe mir die Rohaufnahme im Schnitt mindestens einmal komplett in Echtzeit angehört, um die Schnitte vorzunehmen. Das ist ein absolutes Muss! Also können wir die Länge der Rohaufnahme verdoppeln. Und das ist wieder das absolute Minimum, denn nicht alle Bearbeitungen kann ich in Echtzeit während des Abspielens durchführen. Für fast alle Bearbeitungen muss ich den Effekt mehrere Male hören, um ihn zu justieren. Und wo wir gerade bei Effekt sind –

Avatara hat viele Effekte. Dazu gehören Stimmmodulationen, wie die Dämonenstimme, den Hall des Erzählers oder die Stimme über Funk. Jeder Effekt wird meist von Hand angepasst, bis er stimmt und dann auf mehrere Segmente angewandt. Da ich ein für mich noch recht neues Programm dafür verwende, dauert das aktuell noch etwas länger. Das korrekte Einfügen der Knacks-Geräusche des Funkgeräts frisst auch Zeit. Das sind einfach Dinge, für die es keine Faustformel gibt und die man immer wieder probieren und anhören muss, bis man einen schönen Flow hat. Gleiches gilt für die Lautstärke, die sich durch verschiedene Filter und Effekte verändert. Eine Stimme aus einem Funkgerät klingt gerne entweder unhörbar leise oder schnell unangenehm laut. Eine Balance zu finden, ist zeitintensiv.

Nehmen wir jetzt mal an, die Bearbeitung ist komplett abgeschlossen. Dann fehlt da noch die Veröffentlichung. (Die Vorbereitungen vor der Aufnahme hab ich übrigens völlig außer Acht gelassen. Programme einrichten, Artikel vorbereiten, Stimme pflegen usw.) Die Veröffentlichung besteht aus dem fertigen Encodieren der neuen Datei. Das macht das Programm automatisch aber es dauert ein bisschen. Zum Schluss müsste ich theoretisch noch einmal das fertige Produkt anhören aber das mache ich nicht, weil ich auf meine Edits vertraue. Solange mein Programm mitspielt, läuft alles.

Wenn die Datei fertig ist, muss sie bei meinem Hoster hochgeladen und geplant werden, sowie eine Beschreibung geschrieben, bzw. aus dem Artikel kopiert werden. Danach kommt das Erstellen des Beitrages hier auf dieser Webseite und die geplante Veröffentlichung. Wenn es dann veröffentlicht ist, wird die Tabelle und der Hauptpost selber aktualisiert. Dann werden manuell die Plattformen verlinkt und alles zusammen in Excel eingefügt, damit ich einen Post auf dem Discord machen kann. Dann bin ich fertig.

Um beim Beispiel von Avatara zu bleiben, hat mich diese fünfzehnminütige Episode eine gesamte Arbeitszeit von einer Stunde und zwanzig Minuten gekostet.

Ich hab übrigens keine Pointe oder so. Das war’s.

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?. Beim ersten Satz fühle ich mich angesprochen. Aber immer gut zu wissen. Früher habe ich immer meinen Vater gefragt ob ich einen podcast machen dürfte. Er fragte mich ob ich wüsste wie viel Aufwand das wäre. Nach 4 Jahren weiss ich es jetzt. ( Wollte genau das gleiche wie du machen?). Ich hätte übrigens nur ein Handy und einen Laptop???.