Schon komisch, wenn man nach der Sichtung eines Filmes weder konkret sagen kann, worum es ging, noch wer überhaupt der Gute und wer der Böse ist. So ging es mir aber nach Julia X und auch intensives Nachdenken lässt mich nicht wirklich auf einen grünen Zweig kommen. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht anständig unterhalten wurde.
Der Film beginnt wie 72 Horrorfilme vor ihm: mit einer Entführung. Daraus entspinnt sich aber eine Story, die man so absolut nicht hat kommen sehen. Und damit meine ich nicht das übliche Geflecht, in dem das Opfer Rache nimmt. Hier läuft es tatsächlich so ab, dass man nicht weiß, wer das Opfer ist und sich auch nicht entscheiden kann, wem jetzt eher der Tod zu wünschen wäre. Ich glaube sogar, die Charaktere wissen das selber nicht so recht.
Jedenfalls weiß Julia X zu unterhalten, mit vielen verschiedenen Kampfszenen und actionreichem Hauszerlegen. Was die Protagonisten so alles einstecken können, ist schon erstaunlich; manche Szenen ließen mich ebenfalls die Stirn runzeln. Wenn eine Frau von einem Brandzeichen ohnmächtig wird, ist das eine Sache. Den frontalen Faustschlag ins Gesicht samt Stahlkette aber nahezu unbeschadet zu überstehen, ist dann doch bewundernswert. Nach ähnlichem Schema kommen hier immer wieder kleine Ungereimtheiten auf den Plan. Mal ganz davon abgesehen, dass man nicht versteht, warum die Charaktere so handeln, wie sie handeln und wie die Vorgeschichte geht, die den Film vielleicht etwas klarer hätte werden lassen. Ja – es ist eine Vorgeschichte vorhanden! Sie wird allerdings nur so bruchstückhaft erzählt, dass sie nicht unbedingt zum Verständnis des Gesamtkonzeptes beiträgt.
Eine Sache hat mich an Julia X allerdings extrem gestört und das ist der Ton. Der ist im Prinzip völlig normal aber ich als Schlosser kann diese maßlose Übertreibung der Kettengeräusche nicht ertragen. Einzelne, dünne Ketten geben hier Töne von sich, wie es sonst nur mehrsträngige, armdicke Kollegen hinbekommen. Ein Atmosphärekiller. Noch mehr als das finde ich aber die Tatsache sehr dramatisch, dass die Sprache nicht komplett ins Deutsche synchronisiert wurde. Schweres Atmen, Husten, Schreien, Geächze – das alles wurde nicht synchronisiert! Selbst ich als Laie merke, wie sich in wortfreien Passagen ständig die Stimmlage und -farbe ändert und es allgemein leiser wird. Sowas ist peinlich und einfach nur schlampige Arbeit!
Dennoch ist Julia X durchaus ansehbar und es gibt solide 78%.