Als vor wenigen Tagen die Uncut-Fassung von „A Serbian Film“ bei mir im Briefkasten lag, war ich mir nicht sicher, ob ich mich jetzt freuen soll oder nicht. Es ist ja nicht so, als hätte ich ihn nicht mit der Absicht bestellt, ihn auch sehen zu wollen, doch als er dann da war, wusste ich doch wieder nicht so recht, ob ich das alles überhaupt sehen will. Ich bin ein eingefleischter Horrorfan aber das, was ich bisher über diesen Film nur gelesen und in Standbildern gesehen habe, reichte mir fast schon. Trotzdem hab ich mir „Srpski Film“ (wie er im Original heißt) angeguckt.
Es geht um einen gealterten Pornostar, der aus mysteriöser Quelle ein verlockendes Angebot bekommt, mit dem er für den Rest seines Lebens ausgesorgt hätte. Obwohl er nicht weiß, was passieren wird oder was von ihm verlangt wird, weil er natürlich reagieren soll, um dem Film mehr Leben einzuhauchen, willigt er wegen der astronomischen Bezahlung ein. Der schlimmste Fehler seines Lebens. Denn das, was sich entpuppt, fängt schon merkwürdig an, nachdem normale Pornoszenen nicht mehr genug sind und Milos (Name der Hauptfigur) praktisch dazu gezwungen wird, Frauen zu schlagen und zu demütigen. Immer mit dem Bewusstsein im Hinterkopf, dass er nicht weiß, was als nächstes passiert.
Diese Tatsache ist auch für den Zuschauer eine äußerst beklemmende Situation, selbst dann, wenn man weiß, welche Perversionen in „Srpski Film“ noch vorkommen. Auf eine merkwürdige Art und Weise ist man gebannt, obgleich man teilweise derart schockiert ist, dass man gar nicht mehr hinschauen möchte. Und das sage ich als Horror- und Splatterliebhaber. Bei mir stehen Genregröße wie SAW, Hatchet, Hostel, Inside oder auch High Tension. Und dennoch war mir „Srpski Film“ fast schon ein unbehagliches Erlebnis. Wärend der Abspann lief, hatte ich zittrige Hände!
„A Serbian Film“ ist eine Achterbahnfahrt in die menschliche Psyche, in die tiefen Abgründe der niedersten Instinkte und der bestialischen Grausamkeit, die hier an Opfern, sowohl Frauen als auch Kindern, praktiziert wird. Dieser Film hat nicht nur eine Grenze gesprengt, mit einer Szene, dessen puren Namen ich hier nicht erwähne, damit niemand auf die Idee kommt, auch nur danach zu googeln. Abgesehen von diesen Szenen, konnte ich mir in einer wahrlich bizarren Situation ein Grinsen nicht verkneifen!
Ich wage es nicht, „Sprski Film“ irgendjemandem zu empfehlen. Selbst hartgesottene Filmfans werden definitiv an ihre Grenzen gebracht, obwohl der Film abgesehen von seiner unglaublichen körperlichen und psychischen Brutalität nicht so blutig ist, wie er sein könnte. Doch weder das, noch die fehlende englische Audiosprache fehlen dem Film. Ach ja, das hab ich nämlich noch gar nicht erwähnt: Vielleicht auch wegen der Autentizität der Umgebung kann man „A Serbian Film“ ausschließlich im Originalton (serbisch) angucken, mit englischen Zwangsuntertiteln.
Wie dem auch sei, dieser Film hat mich echt fertig gemacht und ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn jemals ein zweites Mal gucken werde. Dennoch hat er mich mitgerissen und beschäftigt und gebannt. Eigentlich ein gutes Machwerk. Technisch gesehen ist der Film sehr hochklassig, ebenso wie die schauspielerische Leistung. Deshalb bekommt er 82%, obwohl er vom künstlerischen (!) Standpunkt her mehr verdient hätte.