Meine Meinung zum Epic Store

Ok, bevor jetzt alles in sich zusammenbricht, müssen wir von Anfang an etwas klar stellen: Was ich hier jetzt schreibe, ist kein durch vernünftige Nachforschungen gestützter Beitrag, der euch am Ende des Tages intelligenter gemacht hat. Ich werde mich nicht in die Untiefen des Internets schlagen und versuchen, gewisse Aussagen zu widerlegen oder meine eigenen Thesen zu kräftigen. Hier geht es einzig und allein um meine Meinung. Wenn sie dem ein oder anderen weiterhilft – um so besser. Falls nicht – dann geh ich mich halt eingraben.

Der Epic Store ist da, scheinbar schon länger (mir ist das erst gar nicht so aufgefallen) und er bereitet vielen Leuten Ärger. Zunächst ist natürlich ein wichtiger Punkt immer mit vorne dabei: Wir wollen nicht noch einen Launcher für Spiele! Wir haben Steam, Origin, Uplay und GOG exisitiert ja auch noch! Wer würde da jetzt auch noch den Epic Launcher haben wollen?

Ich erinnere mich an eine Zeit, in der es überhaupt keine Launcher gab. Ach ne, stimmt ja gar nicht – da hatte jedes Spiel seinen eigenen Launcher! Wir hatten einen fetten Ordner irgendwo auf einer Festplatte und ein Startmenü voller Verknüpfungen. Und wisst ihr was? Das hat gut funktioniert! Ich bin mir natürlich bewusst, dass wir heute viel mehr Spiele haben, alleine schon wegen der schieren Verfügbarkeit an kleinen, günstigen Games und den vielen AAA-Produktionen, die oft alle ansprechen, weil sie einfach so gottverdammt gut sind. Aber! Ein Ordner voller Verknüpfungen ist immer noch locker möglich! Und Services wie die lieben Launcher fassen viele Spiele zusammen. Steam (ich kann nicht für andere Launcher sprechen – wer weiß, ob es für sie auch gilt) erlaubt die Einbindung jeglicher EXE. Das bedeutet, wir können uns trotz zig verschiedener (oh Gott, es sind fünf!) Launcher alle Games in eine Bibliothek importieren und sie dort nach Herzenslust kategorisieren. Oder wir benutzen Services wie Playnite, die Spiele von verschiedenen Herstellern in ein Programm importieren und genau das oben beschriebene für uns erledigen.

Es ist albern, über viele Programme zu jammern, weil es so simple Möglichkeiten gibt, sich das Leben so zu gestalten, wie man es gerne hätte. Es erfordert nur etwas mehr Arbeit vom User. Die vielen Jahre, die Steam alleine geherrscht hat, haben uns faul werden lassen. Das bringt mich auch gleich zu meinem nächsten Punkt: Monopole

Das Internet ist voll mit Leuten, die einen Herzinfarkt bekommen, wenn sie über Größen wie Google und Amazon nachdenken, die sich bald so breit gefächert in unserem alltäglichen Leben eingeschlichen haben, dass es langsam schwer fällt, ihr ursprüngliches Geschäftsmodell zu erkennen. Wer mit seinem Lautsprecher spricht, von unterwegs die Waschmaschine startet und mit seinem neuen Handy ein paar Fotos schießt, ist sich nicht immer gleich bewusst, dass diese Firmen eigentlich nur eine Suchmaschine und ein Buchhandel sind. Der Punkt ist: Viele Leute finden diese Entwicklung furchtbar und wollen lieber verschiedene Anbieter für verschiedene Services. Nicht unbedingt die korrekte Definition eines Monopols aber wenigstens nahe dran. Hoffe ich.

Jetzt haben wir eine Plattform wie Steam (ich werde oft Steam als Beispiel nehmen, weil ich es am besten kenne) und diese Plattform ist viele Jahre praktisch die einzige Plattform dieser Art gewesen. Die User fanden das ab einem bestimmten Punkt (mehr dazu später) super. Alles an einem Ort, alles verfügbar, ohne Umwege. Aber dass Steam auf Gamelauncher, Shops und Anbieter für Onlinespiele praktisch ein Monopol hatte, hat niemanden gestört. Auf dieser Plattform konnte Valve alles tun, was sie wollten und es gab keine Alternative. Es gab niemanden, der mit Preisen konkurrieren konnte, es gab niemanden, der mehr Features hatte und den Marktführer zwang, diese auch bei sich zu implementieren – es gab nichts, das Steam irgendwie zu einer Bedrohung wurde. Die Kunden konnten nirgendwo anders hin. Und die Publisher auch nicht! Steam bekommt einen Prozentsatz der Gewinne der Studios ab. Ist dem Studio zu viel? Pech gehabt – vertreibt doch selber!

Weitere Anbieter sind gut für uns Kunden. Uplay, Origin, GOG, Epic können und haben andere Preise und können Plattformen unter Druck setzen. Es gibt Konkurrenz und davon profitieren Kunden. In jedem Laden gibt es Preiskämpfe und ständig bekommt man Werbung, dass beim Preis mitgegangen wird. Das würde nicht passieren, wenn es nur ein Geschäft gäbe. Dann würde alles immer die UVP kosten und das wäre echt teuer. Ich sage: Wenn es mehr Launcher gibt, gibt es mehr Sonderangebote, mehr Sales, mehr Chancen, ein x-beliebiges Spiel irgendwo billiger zu bekommen, weil es dort gerade im Angebot ist. Denkt doch nur an die Möglichkeiten!

Die Möglichkeiten sind natürlich auch für die Betreiber der Services vorhanden und sie können Dinge tun, die keinen Sinn machen würden, wenn sie alleine wären. Hakeliger Übergang – was soll’s. Ich rede von Exklusivtiteln.

Epic macht ständig Schlagzeilen, weil sie sich Exklusivdeals gesichert haben, wodurch es ein neues Spiel nur auf ihrer Plattform gibt. Ob nun für immer oder nur für ein halbes Jahr – die Kunden sind außer sich! Natürlich ist das keine sonderlich feine Art, Kunden zu bekommen, wenn mit großen Namen gelockt wird, auf die die Fans teilweise sieben Jahre gewartet haben (ich meine dich, Borderlands 3). Aber haben eigentlich alle vergessen, dass es jeder Anbieter so gemacht hat? Half Life 2 war Steam-exklusiv! Skyrim war Steam-exklusiv! Assassin’s Creed war Uplay-exklusiv! Sims 4 war Origin-exklusiv! Epic mag etwas aggressiver vorgehen und holt sich Spiele ins Boot, die nicht von ihrem Team produziert wurden. Deshalb aber so einen Aufstand zu machen, ist einfach lächerlich. Es ist eine gängige Praxis und Uplay und Origin haben es nur deshalb nicht gemacht, weil sie in ihrer Selbstverliebtheit nur eigene Titel auf ihren Plattformen dulden. Ansonsten hätte es das schon viel früher gegeben. Auch hier wieder – siehe Steam!

Ich sage das so, weil es mir echt auf den Geist geht, wie sehr Epic in den Dreck gezogen und alle anderen Plattformen in den Himmel gelobt werden. Als diese Plattformen starteten, haben wir sie alle kollektiv gehasst! Tut doch nicht so, als wäre das alles was neues!

Nächster Punkt: Fehlende Features. Na und? Kommt noch. Chill doch mal.

Nächster Punkt: Die bösen Chinesen spionieren uns aus! Super. Da hat jemand keine Ahnung wovon er spricht (genau wie ich) und genug Vögel haben es aufgenommen und weitergezwitschert. Jetzt haben wir eine wunderbare Echo-Kammer, in der wir alle davon überzeugt sind, die chinesische Regierung spioniert uns Gamer aus. Jetzt mal ne dumme Frage von einem ungebildeten Handwerker – wozu?

Bekommt ihr nicht schon jetzt Werbe-Emails? Ist es nicht normal, mindestens alle paar Tage gefragt zu werden, ob man nicht einen größeren Penis haben will? (Jetzt mal ohne Quatsch – welche Mails bekommen Frauen geschickt? Ich muss mal eine fragen. Kennt jemand welche?) Personalisierte Werbung existiert und meistens finden wir das gut! Wie oft habe ich nach Laufschuhen gesucht und wurde dann auf einer Computerseite daran erinnert? Oder da war plötzlich ein Vorschlag für ein Modell, das ich gesucht hatte. Toll, das nimmt mir Arbeit ab und gibt mir, was ich haben wollte. Wie großartig! Aber nur weil Epic zum Teil einem chinesischen Investor gehört (oder halt einer chinesischen Firma, die überall investiert) bekommt man gleich Schnappatmung? So what? Apple weiß auch immer, wo ihr euch aufhaltet. Soll China doch wissen, wann ich Spaß mit einem Computerspiel hatte. Wenn sie mich nicht ausspionieren, schreibe ich es bereitwillig auf irgendein Social Network, in ein Forum oder sonstwo.

Um eins ganz klar zu stellen: Ich glaube nicht daran, dass Kunden von Epic ausspioniert werden, nur weil chinesische Investoren mit an Bord sind. So weit ich weiß, ist das auch nicht neues – Epic gibt es ja nicht erst seit gestern. Zudem gibt es Datenschutzbestimmungen, die in Deutschland natürlich den Regulierungen der EU unterliegen und wir alle wissen, dass mit der Einführung der DSGVO vor ein paar Monaten alles um ein vielfaches verschärft wurde. Also nehmt eure bekloppten Verschwörungstheorien und steckt sie euch dorthin, wo die Sonne nicht scheint.

Zu guter Letzt kommt noch ein Punkt, der am wichtigsten ist und am meisten Substanz hat: Sicherheit. Epic ist kein neues Unternehmen und gerade deshalb müsste in Sachen Sicherheit unbedingt etwas getan werden. Die Berichte häufen sich, seit Monaten, dass User gehackt wurden, ihre Kreditkarteninformationen gestohlen wurden und unerlaubte Zahlungen vorgenommen wurden. Das ist ein Problem. Und sobald die ersten Leute laut werden und sich die Berichte häufen, würde ich als User dieser Plattform selber sofort handeln.

Auf einer neuen und zur Zeit potenziell unsicheren Plattform würde ich Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, die zwar unbequem sind, mich aber schützen. Zum Beispiel: Keine Kreditkarteninformationen speichern lassen! Wenn ich sie bei jedem Kauf neu eingeben muss, kennt sie das System offensichtlich nicht und dann kann sie mir auch keiner entwenden. Besser noch: Paypal nutzen und jedes Mal das Passwort von Hand eingeben. Wir sind so sehr davon verwöhnt, automatische Vervollständigungen und Cookies für uns denken zu lassen, dass wir vergessen, dass wir im Namen der Sicherheit diese Features auch abstellen können. Zu Beginn von Steam habe ich für jeden Einkauf eine eigene Überweisung geschrieben und es hat mich auch nicht umgebracht! Dauert halt nicht fünf Sekunden, sondern zwei Minuten.

Wir sind so gottverdammt arschfaul geworden, dass es den meisten Usern überhaupt nicht in den Sinn kommt, einen Moment inne zu halten, nachzudenken und erst dann zu handeln. Stattdessen füttern wir einem neuen und aktuell unsicheren Service all unsere vertraulichen Informationen und heulen am Ende, wenn es schief geht. Genau so lächerlich wie die Anschuldigungen Facebook gegenüber, sie würden den Datenschutz nicht ernst nehmen. Fuck, was sollen sie denn machen, wenn User ihre Daten freiwillig öffentlich zur Schau stellen? Da kann ich auch Fuffis durch’n Club werfen und jammern, dass ich beklaut werde!

Also jetzt mal ganz im Ernst: Ich verstehe den ganzen Hate dem Epic Store gegenüber nicht. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich auch etwas voreingenommen bin aber das liegt nun einmal daran, dass es etwas neues ist. GOG hab ich zu Beginn auch nicht getraut. Das hat sich geändert, doch meine Kreditkarte speichere ich dort trotzdem nicht. Muss einfach nicht sein. ANNO 1800 werde ich mir auch lieber bei Uplay holen (alleine schon, weil es so oder so nötig ist und es eh nur eine Verknüpfung wäre). Aber der Teufel soll mich holen, wenn ich auf Borderlands 3 verzichte, nur weil mir der Launcher nicht gefällt! Ich bin nicht einmal bereit, eine Woche zu warten, um es als Geburtstagsgeschenk zu bekommen. Da werde ich kaum sechs Monate warten, bis der Exklusivdeal abläuft und ich es bei Steam kaufen kann! Ich bin weder so diszipliniert, noch so blöd, um mich selber um meinen Spaß zu beschneiden und nicht unterscheiden zu können, was die Wahrheit, reine Spekulation oder eine Verschwörung ist.

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